Wirkt CBD Öl bei Tinnitus und Hörsturz: wie ist die aktuelle Studienlage?

Die medizinische Wissenschaft hat noch kein Heilmittel für Tinnitus gefunden, eine audiologische und neurologische Erkrankung, von der mehr als 50 Millionen Amerikaner betroffen sind. Daher sind Tinnitus-Betroffene darauf angewiesen, nach einer Lösung zu suchen. Für manche kann das bedeuten, dass sie Cannabidiol, auch bekannt als CBD, ausprobieren. Doch passt CBD Tinnitus zusammen?

Was ist CBD?

CBD kann bei einigen Krankheiten und Gesundheitsproblemen helfen. Auch bei Tinnitus. Obwohl - Beweise dazu, ob CBD bei Hörsturz, Tinnitus oder einem anderen Problem im Ohr hilft, sind jedoch spärlich. Trotz allem gibt es für die Betroffenen immer wieder Empfehlungen, CBD gegen Tinnitus zu verwenden. Auch dann, wenn ein Hörgerät getragen wird.

Cannabidiol ist eine von vielen chemischen Verbindungen, die aus den Blüten, Blättern und Knospen von Cannabispflanzen gewonnen werden können, die je nach Sorte Marihuana oder Hanf genannt werden. Hanfpflanzen sind den Marihuanapflanzen sehr ähnlich, enthalten aber viel weniger Tetrahydrocannabinol (THC), die aktive Chemikalie, die bei Marihuanakonsumenten einen psychoaktiven Rausch verursacht.

CBD unterscheidet sich von THC. CBD-Konsumenten erleben keinen Rausch.

CBD kann zu Ölen, Tinkturen, Gelen und Sprays verarbeitet werden. Die Therapie kann deshalb variabel gestaltet werden. Bei Ohrensausen ist es beispielsweise möglich, von den Betroffenen ein Öl im Ohr zu nutzen. Auch bei einem Klingeln oder Piepsen im Ohr ist das möglich. Ein Hörtest zeigt zudem, ob Cannabis gegen Tinnitus hilft und welche weiteren Schritte gegangen werden müssen.

Was ist das Endocannabinoid-System und welche Rolle spielen CB2-Rezeptoren?

Das Endocannabinoid-System (ECS) ist ein komplexes biologisches System im menschlichen Körper, das eine wichtige Rolle bei der Regulierung verschiedener körperlicher Funktionen spielt. Das ECS besteht aus Endocannabinoiden, Rezeptoren und Enzymen.

Die Endocannabinoide sind körpereigene Moleküle, die ähnliche Strukturen wie Cannabinoide aufweisen, die in der Hanfpflanze vorkommen. Die beiden wichtigsten Endocannabinoide sind Anandamid und 2-Arachidonoylglycerol (2-AG).

Die Cannabinoid-Rezeptoren des ECS sind die CB1-Rezeptoren, die hauptsächlich im zentralen Nervensystem vorkommen, und die CB2-Rezeptoren, die hauptsächlich im Immunsystem vorkommen. Diese Rezeptoren werden von Endocannabinoiden und anderen Cannabinoiden aktiviert und sind an der Regulierung von zahlreichen Körperfunktionen beteiligt, einschließlich Schmerzempfindung, Entzündungen, Immunantworten, Stimmung, Appetit, Schlaf und Gedächtnis.

CB2-Rezeptoren spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Immunsystems. Sie werden hauptsächlich auf Immunzellen wie B-Zellen, T-Zellen, Makrophagen und dendritischen Zellen gefunden und können bei Entzündungen und Autoimmunerkrankungen eine wichtige Rolle spielen. CB2-Rezeptoren können auch an der Regulation von Schmerzen und der Schmerzwahrnehmung beteiligt sein.

Die Aktivierung von CB2-Rezeptoren durch Endocannabinoide oder andere Cannabinoide kann daher potenziell zur Linderung von Entzündungen, Schmerzen und Autoimmunerkrankungen beitragen. Die Forschung zu CB2-Rezeptoren und ihrem Einfluss auf die Gesundheit ist jedoch noch im Gange, und weitere Studien sind erforderlich, um die genaue Rolle dieser Rezeptoren im Körper zu verstehen.

Warum ist CBD so beliebt geworden?

Im Jahr 2018 verabschiedete der Kongress den Agriculture Improvement Act (1), mit dem Hanf offiziell aus dem Controlled Substances Act gestrichen wurde. Dies öffnete die Tür für die Vermarktung der nicht-narkotischen Aspekte der Pflanze.

Heute verkaufen viele Unternehmen die chemische Verbindung und behaupten, dass sie unter anderem Schmerzen lindern und eine Vielzahl von Krankheiten wie Angstzustände, Depressionen, Schlaflosigkeit, Akne und Tinnitus behandeln kann. Für die meisten dieser Krankheiten gibt es bisher keine gründliche medizinische Forschung. Die Ausnahme sind zwei seltene Formen von Epilepsie, die mit einem von der FDA zugelassenen CBD-haltigen Medikament namens Epidiolex behandelt werden können.

Es ist wichtig zu wissen, dass der kommerzielle Markt nicht reguliert ist und die Qualität der Produkte sehr unterschiedlich ist. Produkte, die Hanfsamenöl verwenden, enthalten zum Beispiel gar kein CBD. CBD in medizinischer Qualität ist immer noch weitgehend auf die Staaten beschränkt, in denen Marihuana legalisiert wurde, entweder für THC oder CBD oder beides. Consumer Reports hat einen nützlichen Leitfaden zum Kauf von CBD zusammengestellt.

Forschung über Tinnitus und CBD

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben zwei Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn entdeckt, die als CB1 und CB2 bekannt sind und auf Cannabis und CBD reagieren. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass diese Rezeptoren eine Rolle für das Gleichgewicht und das Gehör spielen könnten. Deshalb fragen sich einige, ob die Einnahme von CBD bei Hörstörungen wie Tinnitus helfen könnte. Bislang gibt es jedoch nicht viele Informationen.

Eine Studie aus dem Jahr 2015 (2), in der CBD zur Behandlung von Laborratten eingesetzt wurde, zeigte zum Beispiel, dass es nicht half und in einigen Fällen den Tinnitus sogar zu verschlimmern schien (zumindest bei Ratten). In einer Literaturübersicht aus dem Jahr 2020 (3) heißt es, dass erst noch Studien am Menschen durchgeführt werden müssen, bevor irgendwelche Schlussfolgerungen gezogen werden können.

Es gibt jedoch einige Hinweise darauf, dass CBD bei Stress helfen könnte, der für Menschen mit chronischem Tinnitus ein Problem darstellen kann. Die Ergebnisse einer Studie, die 2015 (4) in der Fachzeitschrift Neurotherapeutics veröffentlicht wurde, deuten darauf hin, dass CBD das Angstverhalten bei Störungen wie PTBS, SAD und OCD reduzieren kann. Andere Studien haben gemischte Ergebnisse geliefert.

Dieser Mangel an Daten besteht auch bei den Nebenwirkungen. Die Mayo Clinic schreibt, dass zu den Nebenwirkungen "Mundtrockenheit, Durchfall, Appetitlosigkeit, Schläfrigkeit und Müdigkeit" gehören können. CBD kann auch mit anderen Medikamenten, die du einnimmst, interagieren, z. B. mit Blutverdünnern.

Kann CBD bei Hörsturz helfen?

Es gibt bisher keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass CBD bei der Behandlung von Hörsturz helfen kann. Wenn du Symptome eines Hörsturzes bemerkst, ist es wichtig, dass du unverzüglich einen Arzt aufsuchst, um die bestmögliche Behandlung zu erhalten. Ein Hörsturz tritt in der Regel aufgrund einer plötzlichen Schädigung des Innenohrs auf, und es gibt keine klare Ursache dafür. Die Behandlung von Hörsturz basiert normalerweise auf der Linderung von Symptomen wie Tinnitus, Schwindel oder Hörverlust und umfasst häufig eine Kombination aus Medikamenten, Therapie und Ruhe. Es gibt derzeit keine spezifischen Medikamente oder Behandlungen, die nachweislich einen Hörsturz heilen können.

Obwohl einige Untersuchungen darauf hindeuten, dass CBD bei der Behandlung von Schmerzen, Entzündungen und Angstzuständen helfen kann, ist es wichtig zu beachten, dass weitere Forschungen erforderlich sind, um die Auswirkungen von CBD auf den menschlichen Körper und seine Rolle bei der Behandlung von Hörsturz zu bestimmen.

CBD-Öl ausprobieren: Die Perspektive einer Person

Da Tinnitus-Patienten wegen des ständigen Klingelns in den Ohren oft unter starken psychischen Problemen leiden, ist alles, was zur Stressreduzierung beiträgt, attraktiv, erklärt Glenn Schweitzer, ein Mitarbeiter von Healthy Hearing, der seine Methoden zur Bewältigung seines Leidens in seinem Buch Rewiring Tinnitus dokumentiert hat und auch auf seiner Website über seine Erfahrungen schreibt. Seit kurzem nimmt er CBD. Und zwar in einer Dosierung, die ihm gerecht wird.

"Es ist lustig, denn ich hatte anfangs die Vorstellung, dass CBD nur ein dummer Gesundheitswahn ist, der nichts bringt", sagt er. Ich dachte wirklich, es würde so sein wie der Antioxidantien-Trend vor ein paar Jahren, als Nahrungsergänzungsmittel mit "Superfood"-Zutaten wie Acai-Beeren in aller Munde waren, aber am Ende war es nur ein Hype und keine Substanz."

Obwohl seine Erwartungen niedrig waren, haben ihn die Ergebnisse, die er nach seiner ersten Einnahme spürte, überzeugt.

"Die meisten Menschen nehmen CBD-Öl sublingual, also unter der Zunge ein, aber das wusste ich damals nicht. Ich habe das Öl einfach geschluckt und 30 Minuten später waren meine Ängste völlig verschwunden. Das hat mich umgehauen. Ich hatte fast mein ganzes Leben lang mit Angstzuständen zu kämpfen, und jetzt waren sie einfach weg. Die Enge in meiner Brust und in meinem Magen löste sich einfach auf. Aber ich war weder sediert noch high oder in irgendeiner Weise beeinträchtigt."

Jeder reagiert anders

Das war vor einigen Jahren. Heute sagt Schweitzer, dass er CBD nur noch bei Bedarf einnimmt.

"Wenn ich mit stressigen und herausfordernden Umständen zu tun habe, nehme ich jeden Tag CBD, normalerweise 30 Minuten vor dem Schlafengehen", erklärt er. "Ich merke, dass es mir beim Einschlafen hilft, und ich habe einen kumulativen Nutzen durch die tägliche Einnahme erfahren. Am besten kann ich es so beschreiben, dass es meine Fähigkeit, mit Stress umzugehen, deutlich verbessert."

Obwohl Schweitzer ein Befürworter von CBD ist, gibt er zu, dass es auch Herausforderungen gibt. Er rät anderen, die sich für die Behandlung ihres Tinnitus interessieren, sich zu informieren, bevor sie mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin sprechen, und dann mit einer kleinen Dosis zu beginnen, wenn sie sich dafür entscheiden.

"Die größte Herausforderung bei CBD ist, dass jeder Mensch anders reagiert", sagt er. "Die Dosis, die für mich funktioniert, kann für dich zu viel oder zu wenig sein. Und nicht jeder macht die gleichen Erfahrungen. Manche Menschen, wie ich, bemerken eine sofortige Wirkung. Andere müssen es ein oder zwei Wochen lang jeden Tag einnehmen, bevor sie etwas merken. Und manche spüren überhaupt nichts. Man muss schon ein bisschen experimentieren, um herauszufinden, was für einen am besten funktioniert, und das ist irgendwie schade. Aber für mich war es die Mühe wert."

Vorsicht für den Käufer

In der Zwischenzeit ist es wichtig zu bedenken, dass die Erfahrung einer einzelnen Person nicht dasselbe ist wie eine randomisierte, kontrollierte klinische Studie mit einer großen Gruppe von Patienten. Timothy Caulfield, Experte für Gesundheitsrecht an der University of Alberta in Kanada, Verfolger von Gesundheitstrends und Moderator der Netflix-Serie A User's Guide to Cheating Death, weist darauf hin, dass diese Art von Daten erforderlich ist.

"Zeugenaussagen und anekdotische Berichte mögen Forschung suggerieren, aber sie sind niemals gute Beweise", sagte er in einer Pressemitteilung. "Der wissenschaftliche Prozess ist speziell darauf ausgerichtet, die Voreingenommenheit zu überwinden, die mit anekdotischen Beweisen einhergeht.

Die Gesetze der einzelnen Bundesstaaten sind sehr unterschiedlich, was die Verwendung von Cannabisprodukten jeglicher Art angeht, und die FDA reguliert keine CBD-Produkte, was bedeutet, dass die Qualität der Präparate nicht garantiert ist.

Und schließlich solltest du vorsichtig sein. Produkte, die als "bestes CBD" vermarktet werden, müssen keine Tests bestehen, um diese Behauptung aufzustellen. Die Gesetze der einzelnen Bundesstaaten sind sehr unterschiedlich, was die Verwendung von Cannabisprodukten jeglicher Art angeht, und die FDA reguliert die Substanz nicht, so dass die Qualität von CBD-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln nicht nachgewiesen werden kann. Bitte erkundige dich, ob CBD in deinem Land legal ist, bevor du Produkte kaufst oder konsumierst, die den Wirkstoff angeblich enthalten, und besprich alle Bedenken mit deinem Arzt.

Was können Tinnitus-Betroffene noch zur Linderung tun

Achte darauf, dass du dich hörfreundlich ernährst. Bestimmte Vitamine, Mineralien und Nahrungsergänzungsmittel können ebenfalls helfen. Bei Tinnitus kann es auch hilfreich sein, einen Hörgeräteakustiker aufzusuchen, der auf diese Erkrankung spezialisiert ist. Er kann dir Lösungen vorschlagen und dir eventuell Hörgeräte mit Tinnitus-Maskierungsfunktionen empfehlen, um dir zu helfen. Unser Verzeichnis hilft dir, einen Hörgeräteakustiker oder Audiologen in deiner Nähe zu finden.